Fährmann Hildebrand - ein guter Mann …
Wann immer der Ruf "Fährmann, hoal öwer!" erklang, setzte der Wittenberger Hildebrand über den Fluss. Gleich welchen Standes oder Absicht seine Passagiere auch waren, stets geleitete er sie sicher über den breiten Elbestrom.
Des Fährmanns Ende
Auch in den dunklen Zeiten des teutschen Krieges erfüllte unser Fährmann furchtlos seine Pflicht. Was ihm schließlich zum Verhängnis wurde. Obgleich Hildebrand wusste, dass marodierendes schwedisches Kriegsvolk unterwegs war (wohl von der Schlacht bei Wittstock), versah er seinen Dienst und brachte in den Mittagsstunden sogar drei flüchtende Familien an das rettende Westufer.
Eine Hilfetat, die der Fährmann noch am selben Abend mit dem Leben bezahlen sollte. Acht auf Plünderung und Mord erpichte Söldner zwangen Hildebrand mit vorgehaltenen Musketen und Säbeln, sie ebenfalls überzusetzen, um die Flüchtenden noch vor Einbruch der herbstlichen Dunkelheit einzuholen. Dies hätte natürlich ein grausames Ende für die drei Familien bedeutet. Hildebrand versuchte daher, die Überfahrt so langsam wie möglich zu gestalten, was den Söldnern allerdings nicht entging. Voller Zorn darüber und dass er es überhaupt gewagt hatte, den Flüchtenden zu helfen, erschlugen sie den Fährmann. Und zwar auf halber Stecke der Überfahrt - in der Mitte des Flusses.
Eine so grausame wie dumme Tat. Denn ohne kundigen Fährmann geriet das Boot in gefährliche Strömungen und versank kurz darauf samt Mördern im (nur scheinbar) träge dahinfließenden Elbestrom.
Die mögliche Moral
- Redliche Männer sind unverzichtbar und leben gefährlich…
- Nicht nur die Tat, auch ihr Zeitpunkt ist von Bedeutung…
- Nicht immer versinkt man im Fluss des Vergessens…